Häusliche Gewalt

Bei akuter Not:

  • Nicht weghören, sondern den Vorfall bei der Polizei 🚓 Tel 112 melden
  • Persönlich nach Verhaltensempfehlungen bis zum Eintreffen erfragen
  • Abklären, ob Strafanzeige erstattet werden soll
  • Die eigene Scham überwinden und sich einer Person anvertrauen, über den Vorfall reden
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Es tut meist gut, sich anderen Menschen anzuvertrauen und über die Vorfälle zu reden. Dabei ist es wichtig, Vertrauenspersonen auszuwählen und sich zu überlegen, was man erzählen will. Es kann zudem hilfreich sein, klar zu sagen, was Sie an Unterstützung brauchen und wie andere helfen Ihnen können.

Wenn Sie helfen wollen:

Unterstützungspersonen sollten Möglichkeiten schaffen, um über die Ereignisse zu reden. Zentral ist dabei, die Betroffenen in dem, was sie erlebt haben und fühlen, ernst zu nehmen. Zweifel daran können zusätzlich stark belasten. Bestärken Sie die Betroffenen, ohne sie zu Handlungen zu drängen, für die sich jene nicht selbst entschieden haben.

Unterstützung muss sich stets an den Bedürfnissen der Betroffenen orientieren, nicht an den eigenen Bedürfnissen. Darum dürfen Interventionen nicht ohne Absprache oder gegen den Willen der Betroffenen vorgenommen werden.

Hintergrundinformationen:

Es werden dabei zwei Kategorien von häuslicher Gewalt unterschieden:

„Intimate terrorism“ (Gewalt als systematisches Kontrollverhalten):

Die Gewalt dient der Ausübung von Kontrolle und Beherrschung in der Partnerschaft. Die Täterschaft (über 80% Männer) hat eine frauenfeindliche Grundeinstellung. Dabei eskaliert meist eine im Kleinen angelegte Gewaltspirale.

Die gemachten Versprechungen auf Besserung halten meist nicht. Wer schon einmal geschlagen hat, wird es wohl wieder tun. Die Gewaltausbrüche sind unberechenbar und erfolgen in immer kürzeren Abständen. Danach folgen die Versöhnungen und das Versprechen, es nicht mehr zu tun.

Nutzen Sie als betroffene Person die Zeit dazwischen, um sich professionelle Hilfe zu holen.

„Situational couple violence“ (Gewalt als spontanes Konfliktverhalten):

Diese Form ist nicht in ein Muster von Macht und Kontrolle eingebettet. Die Gewalthandlungen geschehen in einzelnen eskalierenden Konflikten oder Serien. Meist gibt es dabei keine stetig ansteigende Eskalation nach dem Modell der Gewaltspirale. Hier ist die Täterschaft zu gleichen Teilen bei Männern und Frauen.

Häusliche Gewalt differenziert sich in verschiedenen Formen, die sich zum Teil ergänzen:

  • physische Gewalt (z.B. Fußtritte, Faustschläge, mit Waffe oder Schlaginstrument bedrohen, verletzen)
  • psychische Gewalt (missachten, bloßstellen, erniedrigen, ernsthafte Gefährdung durch Drohungen mit physischer Gewalt und „Stalking“)
  • sexuelle Gewalt (alle durch Drohungen oder Gewalt erzwungenen sexuellen Handlungen
  • soziale Gewalt (Kontakt nach außen verhindern, untergraben des Selbstwertgefühls, wegnehmen von Ausweis oder Reisepass)
  • finanzielle Gewalt (Verdienst beschlagnahmen, Haushaltsgeld kürzen, nicht arbeiten lassen)

Viele Opfer blicken auf einen langen Leidensweg zurück, der von Herabwürdigung und Unterdrückung begleitet wird. Das Selbstvertrauen ist angeschlagen. Die Frauen haben den Mut verloren, sich zu wehren, und meinen oft sogar, sie seien selber schuld. Darum versuchen viele Opfer, erlebte Gewalt mit Hilfe von Medikamenten, Alkohol und Drogen zu bewältigen. Auch die Entwicklung von Essstörungen ist eine häufige Folge von Gewalterfahrungen.

Bei akuter Not:

  • Provozierende Handlungen vermeiden
  • Sich selbst schützen

In ruhigeren Zeiten:

  • Persönliches (Geld, Pass, ID, Kreditkarte, Aufenthaltsbewilligung) von sich und den Kindern an einen sicheren Ort bringen (lassen)
  • Zusätzlichen Stress vermeiden
  • Angenehme Dinge tun, auf Erholung achten und durch sorgsamen Umgang mit sich selbst wieder Kraft schöpfen
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Die gemachten Versprechungen auf Besserung werden meist nicht eingehalten. Wer schon einmal geschlagen hat, wird es ggf. wieder tun. Die Gewaltausbrüche sind unberechenbar und erfolgen in immer kürzeren Abständen. Danach folgt die Versöhnungen und das Versprechen, es nicht mehr zu tun.

Nutzen Sie die Zeit dazwischen, um sich professionelle Hilfe zu holen.

Wie Betroffene mit der erlebten Gewalt umgehen, hängt oft von früher gemachten Gewalterfahrungen ab oder auch davon, ob es ein unterstützendes soziales Netzwerk gibt.

  • Körperliche Verletzungsfolgen medizinisch behandeln lassen (um langfristige Schädigungen zu vermeiden)
  • Dabei das offene Gespräch mit dem Arzt suchen
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Betroffene fühlen sich meist hilflos. Sie schämen sich und haben Angst vor weiteren Übergriffen. Oft verheimlichen die Betroffenen (meist Frauen), dass sie körperliche Gewalt erfahren und versuchen die Verletzungen zu verstecken. Manche verharmlosen die Tat, geben sich selbst die Schuld oder zumindest eine Mitschuld am Geschehenen.

Aber häusliche Gewalt ist nicht tolerierbar und strafbar!

Für Betroffene:

Es tut meist gut, sich anderen Menschen anzuvertrauen und über die Vorfälle zu reden. Dabei ist es wichtig, Vertrauenspersonen auszuwählen und sich zu überlegen, was man erzählen will. Es kann zudem hilfreich sein, klar zu sagen, was Sie an Unterstützung brauchen und wie andere helfen Ihnen können.


Wenn Sie helfen wollen:

🔎  Konkret:

Wenn Sie Verdacht schöpfen, dass eine Lernende oder ein Mitarbeiter indirekt oder direkt unter häuslicher Gewalt leidet, versuchen Sie herauszufinden, ob sich die Person zurzeit in erhöhter Gefahr befindet. Wenden Sie sich an eine Fachberatungsstelle, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Dazu ist es hilfreich, wenn Sie Gespräche protokollieren (genaue Aussagen, Situation, Ort, Zeitpunkt, Beteiligte). Achten Sie dabei auf eine unbelastete Gesprächsatmosphäre. Verurteilen Sie ggf. die Tat, aber keinesfalls den Täter. Betonen Sie, dass diese Gewalt nicht die Schuld des Betroffenen ist.

Zentral ist dabei, die Betroffenen, ernst zu nehmen. Dies betrifft sowohl deren Erlebnisse, wie auch Gefühle. Zweifel daran können Opfer von Gewalt zusätzlich stark belasten. Bestärken Sie die Betroffenen, ohne sie zu Handlungen zu drängen, für die sie sich nicht selbst entschieden haben.

Unterstützung muss sich stets an den Bedürfnissen der Betroffenen orientieren, nicht an den eigenen Bedürfnissen. Darum dürfen Interventionen nicht ohne Absprache oder gegen den Willen der Betroffenen vorgenommen werden.


🚩  Wichtig:

Die Konfrontation der Gewalttäter ist ausschließlich Sache der Polizei.

  • Mit der Beratungsstelle oder Polizei über vorübergehende Veränderung der Wohnsituation nachdenken
  • Sich über die Möglichkeit einer Strafanzeige informieren
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Allenfalls wird durch die Polizei zum Schutz der Betroffenen die Wegweisung / Fernhaltung oder Ingewahrsamnahme der Täterschaft angeordnet.

Was tun als Gewalt ausübende Person?

🔦  Beachten:

  • Versuchen Sie sich zu entspannen, wenn Sie den Impuls verspüren, Gewalt auszuüben zu wollen
  • Hilfreich sind u.a.:
    • Einen Spaziergang unternehmen
    • Auf Alkohol verzichten
    • Sich über Anti-Aggressionstrainings informieren
    • Männerberatungsstelle aufsuchen
    • Sich helfen lassen, um besser mit Konflikten umgehen zu können